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Autos anzünden? Die subversive Strategie des Fake

Hurra! Das Konsortium BRIMBORIA e.V. / Front Deutscher Äpfel lädt zu einer Workshop- und Veranstaltungsreihe zwischen Juli und September 2019!

Du bist zwischen 16 und 27 und interessierst dich für Populismus, billige Tricks, Klicks und kokelnde Karren? Du möchtest als Teil der Afa-Presseagentur endlich realistische und ästhetisch ansprechende Hochglanzbilder für die hässlichen kleinen FakeNews liefern? Du möchtest Trolling endlich wieder emanzipatorisch machen? Du möchtest endgültig den Verblendungszusammenhang zwischen Braunkohleprotest, brennenden Autos und dem schwarzen Block durchschlagen?
Der BRIMBORIA e.V. lädt ein zu politischem Schabernack in Theorie & Praxis.
Partizipiere an drei Workshopterminen: Erster Workshoptermin ist der 21.07.2019, der zweite Workshop findet voraussichtlich am 30. und 31.08 statt. Der dritte Workshoptermin folgt im September.

#WirSchaffenDas #DIYorDie #NiederMitDemKapitalismusHerMitDemGeld

Da die Teilnehmer*innen-Zahl begrenzt ist, möchten wir dich bitten, dich bei Interesse über den untenstehenden Fragebogen anzumelden.

Wir unterstützen marginalisierte Perspektiven. Deshalb werden
von Diskriminierung betroffene Menschen zur Anmeldung
besonders ermuntert und von uns bevorzugt.

Fragebogen

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://spacecommunism/salon#1 (4.5.18, Leipzig)

Das BRIMBORIA Kollektiv lädt ein am 4. Mai dem ://spacecommunism/salon#1 beizuwohnen. Dieser Abend, der auch Vorabend zu Karl Marx‘ 200. Geburtstag ist, soll Vernissage und Diskussionsraum sein. Die Räume der galerie KUB (Kantstr. 18, Leipzig) werden zum Start der Reihe Space Communism als temporäres Labor und diskursives Forum dienen.

Doch warum Space Communism? – Seit sich die menschliche Begabung zur Naturbeherrschung im Zeitalter mit nie dagewesener Geschwindigkeit zu entfalten begonnen hat, wird eine Frage immer drängender: Wohin geht die Reise auf unserem Lieblingsplaneten? In Utopien – und öfter noch Dystopien -, hat sich der Mensch über seine Potentiale Hoffnungen und Sorgen gemacht. Wir machen uns daran, die Technologie marxistisch kritisch zu durchleuchten und die Hoffnung auf eine freie Gesellschaft nicht der High-Tech-Industrie mit ihren Gadgetfabriken und Social-Media-Monopolen in die Obhut zu geben. Denn wenn die höchste Aufgabe ist, als Menschheit in diesem gigantischem Universum sich herumzutreiben, dann muss als Grundbedingung die Befreiung der Technologie vom Kapital erfüllt sein. Darum darf Space Communism nicht nur interstellar gedacht werden – er muss auch das Streben nach planetarer Befreiung von den Zwängen des Kapitalismus umfassen.

20 Uhr * Eröffung/Vernissage
21 Uhr * Salon Gespräche
24 Uhr * Sekt für Alle zum 200. Geburtstag von Karl Marx

Die Ausstellung ist vom 4.5. bis 12.5. zu sehen.

In Kooperation mit Galerie KUB, DIE LINKE Leipzig und linXXnet, gefördert vom Student_innenRat der Universität Leipzig.

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Anmerkungen zu Satire (I): Zur Frage nach den Grenzen

Satireproduzenten wird gern die Frage gestellt, wo die Grenzen ihres eigenen Schaffens liegen würden. In etwa lautet die Frage entsprechend: „Darf Satire wirklich alles, oder gibt es Grenzen?“ Eine beliebte Grenze ist zum Beispiel die des „guten Geschmacks“ – ein merkwürdiges Hybrid aus ästhetischer Kategorie und moralischem Urteil. Dürfe man sich auch über XY lustig machen, oder hört irgendwo der Spaß auf? Sei es bei dem Thema überhaupt angebracht, dieses satirisch zu bearbeiten? Oder müssten nicht andere künstlerische Methoden herangezogen werden?

Solche Fragen sind naheliegend, aber falsch rum gedacht. Das Material gibt vor, wie sich die satirische Reaktion konstituiert. Der Satiriker antwortet. Er antwortet mit einer Kampfansage, denn Satire heißt immer: Angriff. Es geht nicht um die Produktion von selbstgenügsamen Klamauk oder Entertainment, es geht um einen Angriff auf den Gegenstand der Indignation. Um den Gegenstand, den es abzuschaffen gilt. Satirisch Arbeiten heißt, dem Gegebenen eine angemessene Antwort entgegenzustellen. Diese muss wehtun, sonst macht man es nicht richtig. Satire ist immer Reaktion, nicht Aktion. Es geht nicht um initiative Lösungsvorschläge. Es geht um Kritik.

Kritik des Bestehenden ist der Zweck, Satire ein Mittel. Die Grenzen der Satire lassen sich von daher wenn überhaupt, dann aus Perspektive des Satireproduzenten feststellen: „Wenn ich nicht mehr lachen kann, dann werd‘ ich eben schreien.“ Bis es so weit ist, bleiben wir bei Satire.

 

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Kritik der Konsumkritik

Keine Besprechung, eher Randnotiz anlässlich des Erscheinens von Harald Welzers „Der Konsumismus kennt keine Feinde“ in Blätter für internationale Politik.

Konsumkritik ist ausschließlich idealistische Gesellschaftskritik, nicht mehr. Sie fängt in ihrer Analyse einfach falsch an. Das Grundproblem am Kapitalismus ist nicht, welche Güter wie konsumiert werden. Das Problem ist, wie sie produziert werden. Die Produktion erfolgt im Kapitalismus auf Basis von Spekulation. Und nein, damit sind selbstverständlich nicht nur Spekulationen im Finanzsektor gemeint.

Jeder Bäcker spekuliert jeden Morgen darauf, wie viele Brötchen wohl verkauft werden. Jeder Verlag produziert Auflagen von Büchern, ohne zu wissen, wie viele denn eigentlich gebraucht werden und jede Fernsehsendung wird zuerst produziert und dann eingestellt, wenn sie nicht genügend Einschaltquoten bringt.

Überproduktion ist innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise unvermeidlich. Sie ist eingrenzbar durch Marktforschung, aber sie ist unvermeidlich.

Umso enttäuschender, dass Harald Welzer in seinem Artikel „Der Konsumismus kennt keine Feinde“ (erschienenen in Blätter für internationale Politik) nicht eben dies thematisiert, sondern bei Konsumkritik stehen bleibt. Es ist wirklich bedauerlich, da seine Perspektive eigentlich sehr sympathisch ist – er prophezeit, dass innerhalb kapitalistischer Verhältnisse die Menschheit sich selbst in Zukunft stark dezimiert, weil sie ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstört.

Aber die Verhältnisse erscheinen ihm als ungeheure Ansammlung von Waren und bei dieser Erscheinung bleibt er stehen. Anstatt sich mit dem Wesen dieser Erscheinung zu befassen, kritisiert er einzelne Güter und beschwert sich über das Bedürfnis nach dem „noch flacheren Fernseher“ und „die noch fernere Fernreise“. Das ist zu wenig, gerade aufgrund der von ihm ja völlig zu Recht attestierten Dringlichkeit der Umstellung menschlichen Wirtschaftens.

Daneben Wachstumsstreben zu kritisieren, ist innerhalb dieser Verhältnisse wenig hilfreich: Es gibt kein Null-Wachstum, sondern nur Wachstum oder Stagnation. Und Stagnation sollte man in diesen Verhältnissen niemandem wünschen, es sei den man vertritt die Verelendungstheorie.

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BRIMBORIA Institut @ Orbanistan

Kurzes Update: Das BRIMBORIA Institut beteiligt sich an einem Austauschprojekt mit linken Aktivisten aus und in Ungarn. Vor einem Tag sind wir von einem Vorbereitungstreffen in Budapest wieder angekommen und werden die Tage über das gesamte Projekt sowie linke Aktivitäten dort vor Ort berichten.
Als Appetizer wollen wir an dieser Stelle schon mal einen kleinen Eindruck dokumentieren, welche Hürden linke Politik in Ungarn so vor sich sieht.

Unter den fünf verbotenen Symbolen im Orban Regime befindet sich unter anderem:

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Was dagegen völlig cool ist:

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– mehr die Tage!

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Das subversive Potential des Zombies

Bild: Szene aus George A. Romero’s „Night of the Living Dead“, 1968

Im Kontext des bereits erwähnten Untoten-Kongress, nun eine Erörterung der Figur des Zombies:

Zu Anbeginn jedes denkbaren Zombieszenarios steht die Umwälzung alles Bestehenden. Einer Plage gleich kommt die Invasion untoter Körper über die Welt, hochinfektiös und meist in Verbindung mit einer sehr kurzen Inkubationszeit. Die Auswirkungen sind meist so verheerend, dass ein Großteil der Betroffenen (schätzungsweise immer so 98% der Menschen in einem bestimmten Gebiet) entweder sabbernd und oder Blut kotzend durch die Landschaft röchelt. Je nach Zombie-Konzeption auch rennt. In jedem Fall kann man meist von einem Umsturz aller bestehenden Verhältnisse sprechen¹.

Die eine Frage, die das Auftreten der untoten Bedrohung aufwirft, ist die nach dem Verhalten der Überlebenden. Dabei ist es meist der Fall, dass zwar demographisch eine mächtige Zäsur zu verzeichnen ist, aber in keiner Weise das Verhalten der AkteureInnen, ihre Organisationsformen untereinander irgendwie überraschend wären. Nahrung sammeln, romantische Potentiale ausloten, Waffen putzen, Eigentum verteidigen². Den Noch-Menschen kommt aus nahe liegenden Gründen (Lebendkörperfresserinvasion) nicht der Gedanke „He, schöner Neustart! Wie wäre es mit einer befreiten Gesellschaft?“. Die Apokalypse der Untoten markiert auch vielmehr das Ende allen gesellschaftlichen Daseins. Der Zusammenbruch jeder Infrastruktur und Herrschaft wirft die Menschheit zurück in tribale Verhältnisse. So gehört zu jeder Post-Zombie Community der entsprechende Häuptling (z.B. der örtliche Sheriff), ein beträchtlicher Prozentsatz von Alten, Kranken und Kindern, die das Überleben denkbar erschweren und eine Belastung darstellen, das gutaussehende Frauchen (geringe Überlebenschance) das auch noch tough ist (gute Überlebenschance), sowie ein irrer Waffennarr. Also eigentlich alles wie gehabt in der modernen Industriegesellschaft. So betrachtet ist das Zombieszenario nichts anderes als eine moderne Robinsonade.
Und da ist das Problem: wie der Wirtschaftswissenschaftler, der der modernen politischen Ökonomie durch Inselszenarien ihre Naturwüchsigkeit nachweisen will, können Zombieapokalypsen kein wirklich adäquates Licht auf die Zukunft und die Möglichkeit einer befreiten Gesellschaft werfen.

Etwas anders ist es mit der Frage nach dem Zombie selbst. Seine Herkunft ist in der Regel etwas obskur, erklärt durch entweder biblisch: die Hölle ist voll, oder biologistisch: Veränderung der Zellstruktur, Wutvirus etc.³ Wichtig hierbei: der kommt Zombie metaphysisch mit Notwendigkeit nach dem Menschen. Immer wird der Mensch zum Zombie. Dieser Sachverhalt ist ein Hinweis darauf, dass all das, was den Zombie ausmacht im Menschen bereits enthalten ist. Was der Zombie nur nicht hat ist die Fähigkeit ein gesellschaftliches Dasein zu führen. Damit wird der Untote zum Imperativ für die menschliche Sozietät. Nun kann solch eine Sozeität ja alles Mögliche beinhalten. Hier wird der Zeitraum des Erscheinens des modernen Zombies interessant, nämlich die entwickelte Industriegesellschaft (bevorzugt USA). Ein Zombieszenario in Bangladesh widerspräche dem Zombiebegriff. Der Zombie hat ein explizites Ziel: der Mensch im entwickelten Kapitalismus westlicher Bauart. Der subversive Imperativ, der dann daraus folgt:

Ändert die Gesellschaft, die Zombies kommen!

Fußnoten:
¹ Ganz im Gegensatz zu der anderen popkulturellen Untoten-Großgruppe: der Vampire. Die agieren eher klandestin, machen sich rar, saugen hier und da mal eine Jungfrau aus und pflegen ansonsten ihre Schlösser (F.W. Murnau: Nosferatu) oder Erörtern das Thema ‚Sex mit Menschenweibchen’ (Twilight). Summa summarum keinerlei subversives Potential. Ausnahmen bilden vielleicht der goldene Nazi-Vampir und die Serie ‚True Blood’.

² Hierbei dürfte die Verteidigung des Eigentums das logisch dämlichste sein. Gibt es denn noch eine Staatsmacht die Eigentum ins Werk setzt/ dann auch garantiert? Unwahrscheinlich. Nach Zombieinvasionen ist oft weniger vom bürgerlichen Staat übrig, als nach einem atomaren Erstschlag zu Kalter-Krieg-Zeiten.

³ Interessant wird es wenn man sein Verhalten betrachtet, insbesondere bei Romeros „Dawn of the Dead“ schlurfen die Untoten zurück in das Einkaufszentrum, einfach weil sie dort in ihrem (früheren) Leben immer schöne Stunden erlebt haben.

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Die Untoten. Life Sciences & Pulp Fiction

Wann ist ein Leben zu Ende? Wann beginnt es? Und wer bestimmt darüber?

 

Bevor wir mit den Vorträgen fortfahren, im Folgenden ein kleiner Veranstaltungshinweis. Vom 12. – 14. Mai wird in Kampnagel (Hamburg) unter der künstlerischen Leitung von Hannah Hurtzig ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes stattfinden: Es handelt sich dabei um „Die Untoten. Life Sciences & Pulp Fiction“, einen Kongress mit Inszenierung. In typischen Sets der Produktion des Untoten (Hospital, Friedhof, Labor) werden Gespräche, Vorträge, Präsentationen und Experimente ablaufen und die naturwissenschaftlichen, medizinethischen, politischen und popkulturellen Diskurse anregen, die mit der Frage nach Leben, Tod und ihren Grenzen einhergehen. Ein Blick lohnt sich bereits auf die Liste der ReferentInnen (Bruce LaBruce stellt seinen neuen Zombiefilm vor!) – dabei sind unter anderem auch Georg Seeßlen, Joseph Vogl und Klaus Theweleit, um mal willkürlich eine handvoll Highlights herauszupicken.

Das sieht nach ganz großem Brimborium aus und wir freuen uns schon wie Bolle.

Für uns als BRIMBORIA Institut ist die Frage nach der popkulturellen Bedeutung des Untoten, besonders natürlich des Zombies von Interesse – immer im Hinblick auf sein subversives Potential. Dazu folgt hier in Kürze ein Beitrag von uns. Auf der Website zum Projekt www.untot.info erscheinen übrigens in regelmäßigen Abständen Texte zum Thema. Wer sich interessiert, sollte mit http://www.untot.info/13-0-1968-Braindead.htmleinsteigen und im Mai nach Hamburg kommen. Wir sind auf jeden Fall da.

Bild: “CAT” by David Shrigley, 2007, www.untoten.info

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Warum es richtige Kritik und falsche gibt…

.. und wohin letztere führen kann, illustriert dieses Zitat aus dem Jahre 1986 ganz deutlich:

„… Im übrigen fängt Kritik nicht damit an, daß sie an sich die kri­tische Frage stellt, ob sie weitergeht, praktisch und konstruktiv ist. Sie beginnt damit, daß man sich Rechenschaft ablegt darüber, woher all das kommt, was man als Belästigung und Schaden wahr­nimmt. Wer auf das bißchen Ursachenforschung verzichtet, vertut sich womöglich im Engagement, sucht sich Ort, Zeit und Adressat wie Gegner seiner Bemühungen verkehrt aus. Dann vergeht seine Ju­gend, und er war in Gorleben zelten, hat seine Zeit im Frauenbuchladen verplempert und Grüne gewählt, während die Klassengesellschaft funktioniert, daß es kracht.“
(Die Klassen (II), MSZ – Gegen die Kosten der Freiheit)

Via

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Vorwürfe an die blau-gelben Musterschüler

Wie der Eine oder die Andere BeobachterIn schon mitbekommen hat, halten wir, das Institut für Brimboriaforschung nicht allzuviel von bürgerlichen Ideologien. Da trifft es sich gut, dass die Speerspitze wirtschaftsliberalen Mumpitzes sich gerade ganz schön in die Nesseln setzt. Kaum wurde bekannt, dass die Damen und Herren von der (nennen wir das Übel beim Namen) FDP irgendwie ganz undurchsichtige Spendengeschichten aus der Hotelbranche am laufen haben, bricht die Welle der Häme sich Bahn.

Die Titanic versieht ihre Homepage-Titelseite mit entsprechendem FDP-Spendenformular (siehe oben).

Auch die Spassmacher von „extra3“ lassen sich nicht lumpen und inszenieren eine Pressekonferenz, bei der sie als FDP-Sprecher auftreten und schlussendlich verkünden „Ja, wir sind eine Klientelpartei.“

Das ist alles wiedereinmal schön mitanzusehen und schiesst auch in die richtige Richtung. Die Frage die bleibt ist: besitzt das womit geschossen wurde seine Daseinsberechtigung? Die geäusserte Kritik an dem Verfahren der FDP läuft, man kennt das schon vom Bankertum, auf moralische Urteile über die bösen Funktionäre hinaus, die unfeine Sachen gemacht haben. Sie seien es, die „unsere“ schöne Wirtschaftsordnung kaputtmachen(„jeder ist seines Glückes schmied“ und so).
Daher hört man sicherlich auch Beschwerden aus den eigenen Reihen der Liberalen. Ungerecht gehe es zu, so könne man das nicht machen. Dabei ist man sich einig.

„Die Reichen werden reicher, die Armen zahlreicher.“ Faktum. Nur sollte man dabei nicht vergessen, dass dies keine Unregelmäßigkeit darstellt. Das ist der menschgemachte Gang der kapitalistischen Dinge. Spendenaffären hin oder her.

Via/Via

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Arien und Autowracks

Freude schöner Götterfunken!

Der Skulpturenpark Berlin_Zentrum feiert am Sonntag Premiere seiner Oper deren Akteure unter anderem brennende Autos darstellen.
Während eines frostigen Wintermonats säumen sieben ausgebrannte Limousinen das frisch erschlossene Bauland entlang der Kommandantenstrasse, das unter anderem als zukünftiges Dolce Vita-Quartier beworben wird. Aus den verkohlten Autowracks tönen Arien in die klirrend kalte Luft.[…]Der gesamte Park wird zur Bühnenkulisse, die vielschichtige Bilder und Symbole rund um Abwertungsketten und Aufwertungsbestrebungen bereit stellt. Anwohner können von den Logenplätzen auf ihren Balkonen aber nicht nur inszenierte Ideenträger sehen. Auf der winterlichen Lichtung reihen sich Menschen um ein wärmendes Feuer, verspeisen ein Wildschwein und trinken heißen Wein. Land’s End erzählt die Geschichte urbaner Transformationsprozesse, wie sie in Metropolen passiert.
Was bei dieser Aktion, von künstlerischer Form bedeckt, reflektiert wird, ist der landläufig als „Gentrifizierung“ bezeichnete Vorgang. Die „Bonzen“ kommen in ein abgehalftertes aber dennoch [sozialromantische Verklärung hier einsetzen] Viertel, um es aufzuwerten, Mieten in die Höhe zu treiben und Latte-Cafés aus dem Boden zu stampfen.
Ein unschönes Phänomen, das ist es unzweifelhaft. Doch sollte man vorsichtig sein mit falschen Urteilen über „die Bonzen“ mit ihren Bonzenkarren, die man am ehesten, um ein gesellschaftliches Fanal zu setzen, in die ewigen Jagdgründe zu schicken hat (die Karren, nicht die Bonzen).
Brennende Autos sind plötzlich in aller Munde. Über die Legitimität lässt sich trefflich streiten. Um es nochmal zu betonen: es kann nicht das Ziel noch sinnvoll sein Einzelpersonen für die notwendig ablaufenden Prozesse dieser Wirtschaftsordnung verantwortlich zu machen (wie z.B. das Streben eines Einzelkapitals nach mehr Profit, was im Falle eines Hausbesitzers durch Mieterhöhung ins Werk gesetzt wird). Dann kann man auch anfangen „den Bonzen“ Buckel und Hakennasen anzudichten. Vielleicht aber lenken brennende Autos doch etwas Aufmerksamkeit auf die Problematik einer zunehmenden Verdrängung von Menschen aus ihren sozialen Umfeldern, sprich Wohnvierteln.
Um auch um der Atmosphäre willen nicht immer selbst Hand anlegen zu müssen, hier noch eine Empfehlung für die kalten Tage, ein Kaminfeuer der besonderen Art:

Burning Car from Superflex on Vimeo.

Wer allerdings tatsächlich was an seinem Mietpreis verändern will, der sollte noch heute aktiv mit der Abwertung seines eigenen Hauses beginnen. Wie das geht zeigen die Menschen von es regnet kaviar in diesem Video:

Die Menschen vom Skulpturenpark dagegen sind mit ihrer Auto-Oper eher noch in einem künstlerischen Kontext zu verorten. Nichtsdestotrotz eine schöne Herangehensweise an das populistisch so überladene Thema „Brennende Autos“.

Chapeau!

Via