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Alltag & Poesie

Warum es richtige Kritik und falsche gibt…

.. und wohin letztere führen kann, illustriert dieses Zitat aus dem Jahre 1986 ganz deutlich:

„… Im übrigen fängt Kritik nicht damit an, daß sie an sich die kri­tische Frage stellt, ob sie weitergeht, praktisch und konstruktiv ist. Sie beginnt damit, daß man sich Rechenschaft ablegt darüber, woher all das kommt, was man als Belästigung und Schaden wahr­nimmt. Wer auf das bißchen Ursachenforschung verzichtet, vertut sich womöglich im Engagement, sucht sich Ort, Zeit und Adressat wie Gegner seiner Bemühungen verkehrt aus. Dann vergeht seine Ju­gend, und er war in Gorleben zelten, hat seine Zeit im Frauenbuchladen verplempert und Grüne gewählt, während die Klassengesellschaft funktioniert, daß es kracht.“
(Die Klassen (II), MSZ – Gegen die Kosten der Freiheit)

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nazi scum

Staatsanwaltschaft holt die Massen nach Dresden

Da hat sich die Staatsanwaltschaft Dresden tatsächlich ein Ei von immenser Größe gelegt. Diese hat nämlich festgestellt, dass der Spruch auf den Plakaten zur Demo gegen den größten Naziaufmarsch Europas eine Aufforderung zur Straftat darstellt. Dort heisst es (wie oben zu lesen):

Gemeinsam blockieren

In der Folge werden Razzien in den Organisationsbüros der Nazigegner durchgeführt, dann wird auch noch eine Bundestagsabgeordnete wegen Plakatierens der Poster festgenommen und auf eine ‚Bitte‘ reagiert die „Dresden-Nazifrei“ Seite zu sperren.

Dass Sitzblockaden per se nicht strafbar sind, kann man wissen. Die Staatsanwaltschaft die munter der Strafverfolgung nachgeht, muss das nicht, sorgt lieber dafür dass die Naziblockade soviel Aufmerksamkeit (und Vorfreude) erzeugt wie lange nicht.

Via/Bild: www.dresden-nazifrei.com

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Alltag & Poesie

Vorwürfe an die blau-gelben Musterschüler

Wie der Eine oder die Andere BeobachterIn schon mitbekommen hat, halten wir, das Institut für Brimboriaforschung nicht allzuviel von bürgerlichen Ideologien. Da trifft es sich gut, dass die Speerspitze wirtschaftsliberalen Mumpitzes sich gerade ganz schön in die Nesseln setzt. Kaum wurde bekannt, dass die Damen und Herren von der (nennen wir das Übel beim Namen) FDP irgendwie ganz undurchsichtige Spendengeschichten aus der Hotelbranche am laufen haben, bricht die Welle der Häme sich Bahn.

Die Titanic versieht ihre Homepage-Titelseite mit entsprechendem FDP-Spendenformular (siehe oben).

Auch die Spassmacher von „extra3“ lassen sich nicht lumpen und inszenieren eine Pressekonferenz, bei der sie als FDP-Sprecher auftreten und schlussendlich verkünden „Ja, wir sind eine Klientelpartei.“

Das ist alles wiedereinmal schön mitanzusehen und schiesst auch in die richtige Richtung. Die Frage die bleibt ist: besitzt das womit geschossen wurde seine Daseinsberechtigung? Die geäusserte Kritik an dem Verfahren der FDP läuft, man kennt das schon vom Bankertum, auf moralische Urteile über die bösen Funktionäre hinaus, die unfeine Sachen gemacht haben. Sie seien es, die „unsere“ schöne Wirtschaftsordnung kaputtmachen(„jeder ist seines Glückes schmied“ und so).
Daher hört man sicherlich auch Beschwerden aus den eigenen Reihen der Liberalen. Ungerecht gehe es zu, so könne man das nicht machen. Dabei ist man sich einig.

„Die Reichen werden reicher, die Armen zahlreicher.“ Faktum. Nur sollte man dabei nicht vergessen, dass dies keine Unregelmäßigkeit darstellt. Das ist der menschgemachte Gang der kapitalistischen Dinge. Spendenaffären hin oder her.

Via/Via

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Arien und Autowracks

Freude schöner Götterfunken!

Der Skulpturenpark Berlin_Zentrum feiert am Sonntag Premiere seiner Oper deren Akteure unter anderem brennende Autos darstellen.
Während eines frostigen Wintermonats säumen sieben ausgebrannte Limousinen das frisch erschlossene Bauland entlang der Kommandantenstrasse, das unter anderem als zukünftiges Dolce Vita-Quartier beworben wird. Aus den verkohlten Autowracks tönen Arien in die klirrend kalte Luft.[…]Der gesamte Park wird zur Bühnenkulisse, die vielschichtige Bilder und Symbole rund um Abwertungsketten und Aufwertungsbestrebungen bereit stellt. Anwohner können von den Logenplätzen auf ihren Balkonen aber nicht nur inszenierte Ideenträger sehen. Auf der winterlichen Lichtung reihen sich Menschen um ein wärmendes Feuer, verspeisen ein Wildschwein und trinken heißen Wein. Land’s End erzählt die Geschichte urbaner Transformationsprozesse, wie sie in Metropolen passiert.
Was bei dieser Aktion, von künstlerischer Form bedeckt, reflektiert wird, ist der landläufig als „Gentrifizierung“ bezeichnete Vorgang. Die „Bonzen“ kommen in ein abgehalftertes aber dennoch [sozialromantische Verklärung hier einsetzen] Viertel, um es aufzuwerten, Mieten in die Höhe zu treiben und Latte-Cafés aus dem Boden zu stampfen.
Ein unschönes Phänomen, das ist es unzweifelhaft. Doch sollte man vorsichtig sein mit falschen Urteilen über „die Bonzen“ mit ihren Bonzenkarren, die man am ehesten, um ein gesellschaftliches Fanal zu setzen, in die ewigen Jagdgründe zu schicken hat (die Karren, nicht die Bonzen).
Brennende Autos sind plötzlich in aller Munde. Über die Legitimität lässt sich trefflich streiten. Um es nochmal zu betonen: es kann nicht das Ziel noch sinnvoll sein Einzelpersonen für die notwendig ablaufenden Prozesse dieser Wirtschaftsordnung verantwortlich zu machen (wie z.B. das Streben eines Einzelkapitals nach mehr Profit, was im Falle eines Hausbesitzers durch Mieterhöhung ins Werk gesetzt wird). Dann kann man auch anfangen „den Bonzen“ Buckel und Hakennasen anzudichten. Vielleicht aber lenken brennende Autos doch etwas Aufmerksamkeit auf die Problematik einer zunehmenden Verdrängung von Menschen aus ihren sozialen Umfeldern, sprich Wohnvierteln.
Um auch um der Atmosphäre willen nicht immer selbst Hand anlegen zu müssen, hier noch eine Empfehlung für die kalten Tage, ein Kaminfeuer der besonderen Art:

Burning Car from Superflex on Vimeo.

Wer allerdings tatsächlich was an seinem Mietpreis verändern will, der sollte noch heute aktiv mit der Abwertung seines eigenen Hauses beginnen. Wie das geht zeigen die Menschen von es regnet kaviar in diesem Video:

Die Menschen vom Skulpturenpark dagegen sind mit ihrer Auto-Oper eher noch in einem künstlerischen Kontext zu verorten. Nichtsdestotrotz eine schöne Herangehensweise an das populistisch so überladene Thema „Brennende Autos“.

Chapeau!

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Einmischung per Technik, state of the art: Graffiti Research Lab

Kaum jemand schafft es, den öffentlichen Raum auf so hohem Niveau der Technik zu bespielen und gleichzeitig diverse
Fenster zu öffnen, die es erlauben miteinander zu kommunizieren. Die Devise lautet:

Outfitting graffiti artists with open source technologies for urban communication

Genau das wird getan und zwar auf enorm kreative Art und Weise. Das Institut für Brimboriaforschung möchte hier drei Beispiele für die Arbeit des GRAFFITI RESEARCH LAB geben und zum Nachmachen, Selbermachen, Bessermachen anregen.

1. L.A.S.E.R Tag

Was man benötigt sind ein Beamer, ein Laptop, eine Kamera und ein Laserpointer. Die Kamera wird auf eine beliebige Wand gerichtet und sendet das aufgenommene Bild an den Rechner. Dort wird das Bild von dem Projektor wieder an die Wand geworfen. Sobald vom Laserpointer gezogene Linien an der Wand auftauchen, nimmt die Kamera diese Linien wahr und ein vom GRL programmiertes Open Source Programm lässt den Beamer die Linien an die Wand werfen.
Riesige, „handgemalte“ Projektionen werden damit möglich, wie hier zu beobachten:


2. Throwies

An Einfachheit im Verhältnis zum erreichten Effekt sind die „Throwies“ (zu dt. vielleicht „Werflinge“) kaum zu toppen. Eine oder mehrere LEDs an eine Knopfzellenbatterie angeschlossen, werden sie an einen Magneten geklebt.
Die Wurfgeschosse haften dann an diversen metallischen Oberflächen, wie zum Beispiel Brücken, Wänden oder Strassenbahnen. Großartig vor allem, weil völlig Unbeteiligte in das Geschehen eingebunden werden können, die nie daran denken würden im urbanen
Raum Ursache von Kunst zu sein.

3. Eye Writer

Ein wirklich grandioses Stück Technik, das ALS-Patienten ermöglicht per Bewegung der Pupille zu malen. Das Ganze ist für weniger als 50$ zu realisieren, so GRL. Hier benutzt der Graffiti-Writer Tempt das Gerät:

The Eyewriter from Evan Roth on Vimeo.

Einen Überblick über einen großen Teil der Arbeiten des GRL bietet die „Complete First Season“. Das Video ist kostenlos per Torrent herunterzuladen und stellt eine äußerst empfehlenswerte Sammlung der Arbeiten und ihrer Entstehung/Anwendung dar.

Und nun geht raus und spielt mit eurer Umwelt!

Bild: http://graffitiresearchlab.com