Satireproduzenten wird gern die Frage gestellt, wo die Grenzen ihres eigenen Schaffens liegen würden. In etwa lautet die Frage entsprechend: „Darf Satire wirklich alles, oder gibt es Grenzen?“ Eine beliebte Grenze ist zum Beispiel die des „guten Geschmacks“ – ein merkwürdiges Hybrid aus ästhetischer Kategorie und moralischem Urteil. Dürfe man sich auch über XY lustig machen, oder hört irgendwo der Spaß auf? Sei es bei dem Thema überhaupt angebracht, dieses satirisch zu bearbeiten? Oder müssten nicht andere künstlerische Methoden herangezogen werden?
Solche Fragen sind naheliegend, aber falsch rum gedacht. Das Material gibt vor, wie sich die satirische Reaktion konstituiert. Der Satiriker antwortet. Er antwortet mit einer Kampfansage, denn Satire heißt immer: Angriff. Es geht nicht um die Produktion von selbstgenügsamen Klamauk oder Entertainment, es geht um einen Angriff auf den Gegenstand der Indignation. Um den Gegenstand, den es abzuschaffen gilt. Satirisch Arbeiten heißt, dem Gegebenen eine angemessene Antwort entgegenzustellen. Diese muss wehtun, sonst macht man es nicht richtig. Satire ist immer Reaktion, nicht Aktion. Es geht nicht um initiative Lösungsvorschläge. Es geht um Kritik.
Kritik des Bestehenden ist der Zweck, Satire ein Mittel. Die Grenzen der Satire lassen sich von daher wenn überhaupt, dann aus Perspektive des Satireproduzenten feststellen: „Wenn ich nicht mehr lachen kann, dann werd‘ ich eben schreien.“ Bis es so weit ist, bleiben wir bei Satire.